Innere Kündigung
Warum machen ehemals motivierte Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift oder haben bereits die innere Kündigung vollzogen? Was sind die Ursachen für Entscheidung eines Mitarbeiters, sein berufliches Engagement zu drosseln und welchen Zweck verfolgt er damit?
Was ist eine innere Kündigung?
Eine innere Kündigung ist die Entscheidung eines Arbeitnehmers, seine Leistungsbereitschaft und seinen Arbeitseinsatz unauffällig zurückzunehmen. Dabei handelt es sich um eine Steigerung des „Dienstes nach Vorschrift“. Da die Leistungsminderung meist in kleinen Schritten vor sich geht, wird dieser Prozess von Führungskräften oft nicht wahrgenommen. Ein Chef sollte jedoch nicht immer gleich an die innere Kündigung denken, denn die Symptome können leicht mit dem Burn-out-Syndrom verwechselt werden. Der Unterschied liegt darin, dass die einen nicht wollen und die anderen nicht können.
Es liegt meist an der Führungskraft
Das Führungsverhalten hat enorme Auswirkungen auf die Leistung der Mitarbeiter und folglich auf den Unternehmenserfolg. Die Gallup-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass für die Entwicklung von ehemals motivierten Mitarbeitern zu desillusionierten und innerlich gekündigten Mitarbeitern fast immer die direkten Vorgesetzten verantwortlich sind. Wenn Vorgesetzte es nicht anders gelernt haben, handeln sie später mit Druck, Angsterzeugung und Manipulation. Dabei überschätzt der Großteil der Vorgesetzten die eigenen Führungsqualitäten massiv. Der Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbild ist hier enorm groß. Aus diesem Grund kommen viele Menschen mit Führungsverantwortung erst gar nicht auf die Idee, sich selbst weiterzuentwickeln und ihre Führungskompetenzen zu verbessern.
Innere Kündigung ist eine Folge der Entmutigung
Die Ursache für die Entwicklung von ehemals motivierten zu später innerlich gekündigten Mitarbeitern liegt in der Entmutigung, die in erster Linie durch die Führungskräfte erfolgt. Zum Beispiel, wenn sie Gehorsam ohne Widerspruch verlangen. Denn die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und das Vertrauen der Mitarbeiter sinken, wenn eine Führungskraft Autorität walten lässt statt Entscheidungen gemeinsam zu erarbeiten. Das Ausleben von Macht durch die Vorgesetzten und mangelndes Gemeinschaftsgefühl in den Unternehmen tragen zu dieser Entwicklung bei.
Menschen, die das Gefühl haben, ersetzbar zu sein am Arbeitsplatz, erkennen nur schwer den Sinn ihrer Arbeit. Nachdem sich berufliche Interesselosigkeit, Resignation und Apathie eingestellt haben, suchen sie die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach Anerkennung, Bedeutung und Entfaltung in der Freizeit und sehen ihre Arbeit nur noch als Mittel zum Geldverdienen. Für die betreffenden Personen ist es in dieser Situation persönlich „richtig“, ihre Leistungsbereitschaft zu reduzieren.
Ermutigung ist das A und O
Wenn innerlich gekündigte Mitarbeiter entmutigt sind, kann also nur die Ermutigung helfen. Zur Ermutigung am Arbeitsplatz benötigen Mitarbeiter unter anderem Orientierung und erreichbare Ziele. Im Idealfall erledigt jeder Mensch seine Arbeit, so gut er kann und wertschätzt seine eigenen Fortschritte und die der anderen. Sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter anerkennen ihr Gegenüber und unterstützen sich. Darüber hinaus wird das Selbstvertrauen gestärkt, wenn dem anderen Vertrauen in seine Person und sein Können entgegengebracht wird.
Ermutigen ist mehr als Lob
Ermutigen ist nicht als Loben misszuverstehen. Während ein Lob das Verhalten nur für einen Augenblick beeinflusst, gibt eine Ermutigung dem anderen das Vertrauen, neue Aufgaben bewältigen zu können. In der Presse ist immer wieder zu lesen, dass Vorgesetzte zu wenig loben. Diejenigen, die dann versuchen Ihre Mitarbeiter durch Lob zu motivieren, stellen jedoch häufig fest, dass Loben alleine nicht ausreicht. Das, was die Mitarbeiter sich eigentlich wünschen, ist also weniger das Lob als vielmehr die Ermutigung.
So werden Sie zu einem ermutigenden Chef
- Sie interessieren Sie sich für Ihre Mitarbeitenden.
- Sie können aufmerksam zuhören.
- Wertschätzung Ihrer Mitarbeitenden ist für Sie selbstverständlich.
- Sie haben Einfühlungsvermögen in die persönliche Situation und Befindlichkeit Ihrer Mitarbeitenden.
- Versuche und Fortschritte nehmen Sie wahr und geben Anerkennung für gute Leistungen.
- Entscheidungen erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden.
- Sie können Ihre Mitarbeitenden voller Engagement begeistern.
- Sie sind geduldig.
- Freundlichkeit haben Sie im Blick und in der Stimme.
- Sie erkennen und beheben die alltäglichen zwischenmenschlichen Probleme, die bei der Zusammenarbeit auftreten.
- Konflikte erkennen Sie frühzeitig und lösen diese auf.
Es geht nicht von heute auf morgen
Das Einüben neuer Denkgewohnheiten und Verhaltensweisen ist ein lebenslanger Lernprozess. Denn die Achtung, Akzeptanz und Wertschätzung seiner Mitarbeiter muss sich ein Vorgesetzter Tag für Tag erarbeiten. Dabei kann es Wochen und Monate dauern, bis eine tragfähige Basis entstanden ist.
Beachten Sie, dass es auf der Welt keine perfekte und fehlerfreie Führungskraft geben kann. Die ideale und optimale Personalführung ist auch nach jahrelangem Üben nicht zu erreichen und kann nur ein anzustrebendes Ziel sein, ähnlich wie ein Stern. Wenn man nach ihm greift, kann man ihn nicht fassen. Aber ebenso wie ein Stern bleibt das Ziel im Blickfeld und bietet Orientierung.